Die Sklaverei war bereits Teil der Feudalgesellschaft Europas. So führte z.B. der Kampf um die Vorherrschaft auf der Iberischen Halbinsel zwischen Christen und Muslimen Ende des 17. Jahrhunderts zur Versklavung von beinahe 250 000 Menschen.
Nach seiner Entdeckung im Jahr 1500 sollte Brasilien eines der amerikanischen Länder werden, welches am stärksten von der Sklaverei geprägt wurde.
Anfangs waren es die eingeborenen Indianer, vor allem des Tuponambá-Stammes, welche zur Arbeit auf Plantagen und Gutshöfen gezwungen wurden. Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Stämmen wurden gezielt gefördert und dazu verwendet neue Sklaven zu gewinnen. Oftmals wurde ein Stamm, nachdem er im Kampf vorerst unterstützt worden war, im Gegenzug angegriffen und seine Mitglieder versklavt.
Die Indianer widerstanden der inhumanen Behandlung durch die Portugiesen nicht. Die schlechte Ernährung, die europäischen Krankheiten und die infernalischen Arbeitsbedingungen führten beinahe zu deren Ausrottung. Dennoch sollte diese traurige Form der Ausbeutung noch länger als 300 Jahre dauern. Der Hauptgrund für die Auswechslung der ansässigen Amerikaner durch afrikanische Sklaven war das Aussterben der indianischen Gemeinden. Hinzu kam, dass die Indianer als wild, schwächlich und unfähig zu harter Arbeit betrachtet wurden. Die Schwarzen dagegen galten als kämpferisch, resistent und gewöhnt an harte und schmerzhafte Arbeit. Sie schienen wie gemacht für die Sklaverei.
Eine riesige Zahl von Afrikanern wurde an der afrikanischen Küste für billige Handelsware getauscht und zu einem höheren Preis in der Neuen Welt verkauft. Zwischen 10 und 15 Millionen Afrikaner landeten in Amerika, davon kamen rund 3 bis 5 Millionen nach Brasilien.
Doch die versklavten afrikanischen Völker hörten nie auf, sich gegen die Bedingungen, die ihnen von den sogenannt "Zivilisierten" auferlegt worden waren, zu wehren.
Kolonne von Gefangenen auf dem Transport an die Küste
Die Schwarzen wurden von Europäern gefangengenommen oder von Afrikanern verkauft. Sie wurden von Händlern, welche mit Gewehren und Peitschen bewaffnet waren, bewacht. Gefesselt am Hals mussten sie schwere Lasten auf dem Kopf tragen. Die Gefangenen kamen nur langsam voran. Sie hatten Todesangst, und mussten mit starren Beinen und Füssen Märschen ertragen, die mehrere Monate dauern konnten. Diejenigen, welche nicht weiter konnten, wurden mit offenen Kehlen auf dem Weg liegengelassen.
Die Gefangenen aus dem Inneren des Kontinents wurden in Baracken festgehalten und in Gruppen zu Zehn aneinander gefesselt. Frauen und Kinder konnten innerhalb der Baracken frei umhergehen. Aufgrund der schlechten Ernährung war die Sterblichkeitsrate hoch. Viele starben, bevor sie auf die Schiffe gebracht werden konnten. Die europäischen Käufer untersuchten die "Ware" und kauften nur diejenigen Jugendlichen, die gesund waren.
Die Sklavenschiffe brauchten lange Zeit bis sie in Afrika waren und noch einmal länger für die Überfahrt nach Brasilien. Vor der Abfahrt wurde den Gefangenen bessere Nahrung gegeben. Nachdem sie gewaschen und rasiert worden waren, wurden sie wie Vieh gebrandmarkt und nackt auf die Schiffe gebracht.
Tausende von Gefangenen starben auf der Überfahrt. Viele hatten das Meer noch nie gesehen und konnten nicht schwimmen. Es war eine schreckliche Tragödie. Die Sklavenhändler wussten, dass nur ein Teil der Gefangenen die Neue Welt erreichen würde. Daher war der Preis, welcher für die Überlebenden verlangt wurde, zehn mal höher als in Afrika.
Der Greuel des Transports wurde in Folge etwas "gemildert". Auf grösseren Schiffen konnten die Gefangen auf drei Decks – in Gruppen von Männer, Frauen und Kinder – unterteilt werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Gefangenen gegen Windpocken geimpft. Die Sterblichkeitsrate während der Überfahrt blieb jedoch bei etwa 20 Prozent. Es wird angenommen, dass mehr als 1.5 Millionen Afrikaner dabei starben.
Wie Sardinen in Zehnergruppen unter Deck
Der Versuch ein wenig Luft und Licht zu erhaschen
Die Gefangenen wurden von anderen Sklaven aus derselben Heimat "empfangen". Dies geschah, um die Ankömmlinge zu beruhigen, denn viele glaubten, sie würden nun von Kannibalen verspeist. Die "menschliche Ware" wurde in Gruppen von bis zu 400 Gefangenen "gelagert". Ihnen wurde nun genügend Nahrung gegeben, Kranke wurden versorgt. Sie wurden daraufhin auf Bänken vor den Geschäften der Sklavenhändler ausgestellt. Die Kranken wurden zu Liquidationspreisen verkauft. Jeder Sklave wurde vor dem Kauf von seinem zukünftigen Herrn und dessen Arzt oder Feitor (Sklavenaufseher) kontrolliert. Es wurde zudem Wert darauf gelegt, Sklaven verschiedener Herkunft zu kaufen, damit diese nicht dieselbe Sprache sprachen und so schlechter miteinander kommunizieren konnten.
Auf den Fazendas (Gutshöfen) lebten die Sklaven in Gemeinschaftshäusern, die Gefängnissen glichen: den sogenannten Senzalas. Hier versammelten sich die Sklaven um kleine Feuerstellen, die der Zubereitung von Speisen und der Vertreibung von Insekten und bösen Geistern dienten. Nachdem die Sklaven gezählt worden waren, wurden die Tore der Senzalas bei Nacht geschlossen. Die Gefangenen aus verschiedenen Teilen Afrikas versuchten anderen Sklaven ihres selben Stammes nahe zu sein, um so ihre Sprache und Religion, ihre Tänze und ihre Musik weiter kultivieren zu können. Doch die Herren verboten jeglichen Ausdruck afrikanischer Kultur.
Trotz der schrecklichen Strafen, die denjenigen drohten, welche sich gegen die Sklaverei erhoben, war die Flucht von Sklaven sehr häufig. Einzeln oder in Gruppen stellte die Flucht eine stete Bedrohung für die Herren dar. Der Geflohene verlor seinen Wert auf dem Markt, denn die Flucht galt als teuflisches Laster. Es entstand ein neuer Berufszweig: Der "Capitão do Mato". Diese Sklavenjäger verfolgten entflohene Sklaven und lieferten sie ihren Herren gegen Bezahlung wieder aus. Schwer bewaffnet stiessen sie in Wälder und Hügel des Hinterlandes vor. Doch es kam vor, dass die Jäger hier selbst zu Gejagten wurden und von Gruppen entflohener Sklaven "gerichtet" wurden.
Senzala an de rFazenda Boa vista in São Luis de Paraitinga
Die Sklaven flohen aus den Fazendas, den Gutshöfen der Herren, und gründeten im Urwald eigene Siedlungen, die Quilombos. Hier hielten sie ihre kulturellen Traditionen am Leben. Die Herren und die staatlichen Autoritäten führten konstant Krieg gegen die. Es gelang ihnen jedoch nie, diese vollständig auszulöschen.
Gewalt, Verstümmelungen und Folter an den Sklaven kannten keine Grenzen. Der Versuch der Herren und Aufseher die Sklaven vollständig unter ihren Willen zu bringen führte oftmals bis zum Tod.
Die Lebensbedingungen der Sklaven in Brasilien variierten je nach Region und Beschäftigung. Im Normalfall waren sie ausgesprochen schlecht. Die Kleidung war bei Sklaven auf dem Land und in der Stadt verschieden. Auf dem Land gingen sie meist barfuss, was Unfälle und Krankheiten häufig machte.
Schlecht ernährt litten die Sklaven Hunger. In geringen Mengen assen sie Maniokmehl, Bohnen, Getreide und Reis.
Nach der Arbeit wurden einige der Sklaven in den "Casas do Tronco", einer Art Folterhaus das sich auf vielen Fazendas befand, bestraft. Der Tronco (Baumstamm) war ein Instrument in Form einer riesigen Schere aus Holz oder Stein, mit Löchern für die Füsse. Die Sklaven lagen hier für lange Zeit mit gefesselten Füssen. Stock- und Peitschenhiebe waren des Weiteren die häufigsten Strafen. Ein Sklave konnte für ein schweres Vergehen mit bis zu Tausend Stockschlägen bestraft werden.
Capitão do Mato mit einem Flüchtling
Die Flucht der Schwarzen vor den steten Strafen, der fehlenden Nahrung und dem traurigen und hoffnungslosen Leben setzte sich fort. Die Quilombos wuchsen, lebten von der Landwirtschaft, dem Fischfang, der Jagd und von Raubzügen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts versteckten sich Tausende von Sklaven in der unzugänglichen Region der Serra da Barriga (Staat Alagoas). Im Herzen des Brasiliens der Sklaverei entstand hier ein freier schwarzer Staat, die Confederação dos Quilombos dos Palmares. Er verteidigte sich jahrelang gegen die Angriffe der Sklavenhalter. Erst 1694 wurde Palmares durch eine mächtige Militäroffensive unter Domingo Jorge Velho zerstört.
Der Unterhalt von Familien war teurer als der einzelner Personen. Deshalb führten die Herren mehr Männer als Frauen ein. Die Familien widersetzten sich zudem besser dem despotischen Willen der Herren und erschwerten den Verkauf von einzelnen ihrer Mitglieder. Die Sklavenhalter interessierten sich wenig für die neugeborenen Kinder der versklavten Mütter, denn es war billiger einen neuen Arbeitssklaven zu kaufen, als über Jahre für ein Kleinkind zu sorgen. Die Kindersterblichkeit war in Brasilien demzufolge sehr hoch.
Die Gargalheira, Bestrafungs- und fluchtbehiderungsinstrument
Aus Reaktion auf die Gewalt der herrschenden weissen Rasse und aus der Notwendigkeit der versklavten Schwarzen sich ohne Waffen verteidigen zu können, entstand der Kampf der Männer der Capoeira. Um gegen die "Capitães do Mato", die in den Urwald vorstiessen, kämpfen zu können, benutzten die Entflohenen ihren ganzen Körper. Sie schlugen mit dem Kopf, den Füssen, den Knien.
Es war die Sehnsucht nach Freiheit der Sklaven, welche die kämpferische Kraft der Capoeira hervorbrachte und den Ausbau körperlicher Fähigkeiten und verstärkter Sinneswahrnehmung ermöglichte.
Der Kontakt mit den Tieren im Urwald und die Anpassung an deren Fähigkeiten zu überleben, inspirierte die Entflohenen. Sie entwickelten eine Kombination aus Verteidigungs- und Angriffsbewegungen, in denen sich die Agilität des Affen, der Kampfgeist des Jaguars, die Schlauheit des Fuchses und die Fähigkeiten der Spinne, den Feind in ein Netz zu wickeln, verbanden. Der Sklave entwickelte so eine Lebens- und Überlebens-Philosophie, die Capoeira.
Sklave wird gepeischt (Pau do Pelorinho)
In Brasilien gelang es den Sklaven nie einen generellen Widerstand gegen die Sklaverei zu organisieren. Die wichtigsten Aufstände beschränkten sich auf einzelne Gemeinden. Es gab keine Eilte unter den Sklaven, welche den Widerstand hätte führen können. Die Sklaven lehnten sich gegen ihre eigene Kondition auf, nicht aber gegen das System an sich. Der kontinuierliche Zugang neuer Sklaven erschwerte die Formierung eines Antisklaverei-Bewusstseins. Nach den infernalischen Arbeitstagen ruhten sich die Sklaven aus und machten sich auf die Suche nach Essen. Sie hatten kaum Zeit über ihre Situation nachzudenken und noch weniger um sich zu organisieren.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann England aus wirtschaftlichen Gründen Druck auf diejenigen Nationen auszuüben, die weiterhin die Sklaverei duldeten. Denn durch das Ende des Sklavenhandels 1807 und das Verbot der Sklaverei 1833 erhöhte sich der Zuckerpreis auf den Antillen, während er in Brasilien immer noch sehr tief blieb. Die Capoeiristas sollten weiterhin starke Verfolgung, Repression durch die Polizei und gesellschaftliche Diskriminierung erfahren.
Nach der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien 1888 wurde die Kampftechnik der Capoeira verschiedentlich bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden in Rio und Salvador angewandt. Die Polizei versuchte wiederholt diese Praktiken in den Städten zu unterbinden. Zwischen 1865 und 1870 wurden viele Capoeiristas gezwungen, im Krieg gegen Paraguay zu kämpfen. Wer sich weigerte wurde eingesperrt. Die Überlebenden des Krieges dagegen wurden als Helden gefeiert.
Im Artikel 402 des Strafgesetzes von 1890 wurde jegliche Verwendung von Capoeira (Capoeiragem) mit Haft oder Deportation bestraft.
Hier ist der Moment, wo die Person von Manoel dos Reis Machado, Mestre Bimba, zum Vorschein kommt. Er gründete 1932 das Centro de Cultura Física Regional (Zentrum für Körperkultur Regional) in Salvador da Bahia. Indem er die existierenden Bewegungen systematisierte und sie mit anderen Bewegungen verband entwarf er einen einzigartigen Stil. Er war wirksamer, athletischer und akrobatischer: Die Capoeira Regional.
In Brasilien gelang es den Sklaven nie einen generellen Widerstand gegen die Sklaverei zu organisieren. Die wichtigsten Aufstände beschränkten sich auf einzelne Gemeinden. Es gab keine Eilte unter den Sklaven, welche den Widerstand hätte führen können. Die Sklaven lehnten sich gegen ihre eigene Kondition auf, nicht aber gegen das System an sich. Der kontinuierliche Zugang neuer Sklaven erschwerte die Formierung eines Antisklaverei-Bewusstseins. Nach den infernalischen Arbeitstagen ruhten sich die Sklaven aus und machten sich auf die Suche nach Essen. Sie hatten kaum Zeit über ihre Situation nachzudenken und noch weniger um sich zu organisieren.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann England aus wirtschaftlichen Gründen Druck auf diejenigen Nationen auszuüben, die weiterhin die Sklaverei duldeten. Denn durch das Ende des Sklavenhandels 1807 und das Verbot der Sklaverei 1833 erhöhte sich der Zuckerpreis auf den Antillen, während er in Brasilien immer noch sehr tief blieb. Die Capoeiristas sollten weiterhin starke Verfolgung, Repression durch die Polizei und gesellschaftliche Diskriminierung erfahren.
Nach der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien 1888 wurde die Kampftechnik der Capoeira verschiedentlich bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden in Rio und Salvador angewandt. Die Polizei versuchte wiederholt diese Praktiken in den Städten zu unterbinden. Zwischen 1865 und 1870 wurden viele Capoeiristas gezwungen, im Krieg gegen Paraguay zu kämpfen. Wer sich weigerte wurde eingesperrt. Die Überlebenden des Krieges dagegen wurden als Helden gefeiert.
Im Artikel 402 des Strafgesetzes von 1890 wurde jegliche Verwendung von Capoeira (Capoeiragem) mit Haft oder Deportation bestraft.
Hier ist der Moment, wo die Person von Manoel dos Reis Machado, Mestre Bimba, zum Vorschein kommt. Er gründete 1932 das Centro de Cultura Física Regional (Zentrum für Körperkultur Regional) in Salvador da Bahia. Indem er die existierenden Bewegungen systematisierte und sie mit anderen Bewegungen verband entwarf er einen einzigartigen Stil. Er war wirksamer, athletischer und akrobatischer: Die Capoeira Regional.
Jogar Capoeira-Dança de Guerra
(Capoeira Spiel - Kriegstanz)
Rugedas 1835
Negros dançando
Schwarze beim Tanz
Harro Harring 1840
Capoeiristas in Rio de Janeiro
Rugedas 1835
In den 1820er Jahren verschwand die Sklaverei durch die Erschöpfung der Minen und die Krise in der Zuckerproduktion allmählich aus Brasilien. Aber die Entwicklung der Kaffeewirtschaft sollte erneut eine steigende Zahl von Sklaven erfordern: Tausende wurden heimlich an die Küste Brasiliens geschafft. Weil der Vertrag zwischen England und Dom Pedro I von 1826 missachtet wurde, gab Bill Aberdeen der englischen Kriegsmarine den Befehl, brasilianische Sklavenschiffe als Piratenschiffe zu betrachten und anzugreifen. Das Parlament verabschiedete daraufhin im September 1850 das Gesetz Eusébio de Queirós, welches schlussendlich den Handel mit Sklaven verbot und verfolgte. Der Handel im Landesinnern hielt aber weiterhin an...
1871 wurde ein erstes Gesetz verabschiedet, welches die Sklaverei einschränkte. Es gab den Sklaven das Recht, ihre Freiheit selbst gegen den Willen des Herren zu erkaufen und befreite die Kinder von Sklavinnen. Wer nach 1871 geboren wurde war "frei". Der Konflikt zwischen den Befürwortern der Sklaverei und deren Gegner ermöglichte jedoch den Kaffeeproduzenten ihre Schwarzen noch ein weiteres Jahrzehnt auszuplündern.
Die Antisklaverei-Bewegung fand zu grösserer Kraft. Sklaven und Freie begannen zusammen gegen das System anzukämpfen. Geheime Organisationen ermöglichten die Flucht von Sklaven aus Fazendas im Staat Sâo Paulo. Im Gegenzug übten Capangas und Capitães do mato Attentate gegen die Anführer des Abolitionismus aus. Als Antwort auf den Verlust von Arbeitskräften wurde die europäische Einwanderung gefördert.
Am 13. Mai 1888, nach 350 Jahren Hölle, schuf Brasilien als letzte Nation der Welt die Sklaverei ab.